29.11.2017 Handwerker, Gitarren und die arme Katze

Hi,

heute ist Mittwoch, ein Musikstück für sehr eingefleischte:

Der Tag fing heute mit einem Schock an. Ich hatte ja berichtet, dass ich an den Geldautomaten kein Geld bekommen hatte, auch nicht an denen, der Phil-Sparkasse.
Heute Morgen sehe ich bei meinem Konto nach und siehe da, 2x 177€ waren abgebucht und noch einmal 85 €, weil ich es gestern noch mal versucht hatte…

Grrrr! Ich schickte Christy die Ausdrucke der Details, weil ich hier keinen Drucker habe, als pdf und bat sie, mit mir zur Bank zu gehen. Es kann hier schon mal vorkommen, dass sie ganz plötzlich kein Englisch mehr verstehen…förmlich wie weggeblasen, von einer Sekunde auf die andere.
Aber Christy sagte am Telephon, dass zuerst men kommen, die die Klimaanlagen reparieren. Die Anlagen sind deshalb nicht richtig kalt, wie die Geräte nicht genug Luft ziehen können.
Es sollten also an den Seiten zusätzliche Gitter eingebaut werden.

OK die men kamen dann auch und fingen an zu flexen. Die Halterungen ausserhalb des Hauses für die Klimageräte sind aus Metal und die Flex fraß sich dadurch. Zuerst ohne Schutzbrille, aber dann setzte doch einer eine Plastiksonnenbrille als Schutz von den glühenden Metallsplittern auf. Die Flipflops blieben natürlich an…
Christy kam dann und sagte, sie hätte lieber ein Gitter aus einem Stück Stahl geschnitten…und so wurden dann individuell gefertigte Gitter geflext und mit den Halterungen verschweißt.
Kosten für die 3 men, 20 € Lohn (insgesamt) und 5 € für die Flexscheiben, Dauer der Arbeiten ca. 5 Stunden.
Mit Erfolg! In meinem Zimmer ist es jetzt deutlich kälter…allerdings war heute auch ein Regentag und nicht so heiß.

Zwischendurch ging es dann aber doch zur Bank. Die Filialleiterin war sehr nett und hat auch sofort verstanden um was es ging. Sie konnte an Hand des ATM-Protokolls bestätigen, dass das Geld nicht ausbezahlt worden war, aber warum konnte sie mir auch nicht sagen…very strange.
Die Beträge werden mir dann innerhalb von zwei Wochen erstattet, mein Tag war gerettet.

Dann wieder zu Hause kam JinJin, er wollte die Halterung des Fernsehens anbringen. Die Wandhalterung zuerst falsch rum…aber jetzt hängt das gute Stück. Morgen kommt noch jemand, der die Schüssel anbringt…und endlich können sie die Misswahlen schauen.
(Die Kosten für diese Dinge sind hier sehr gering, Bruchteile von denen bei uns in D.)
Misswahlen sind hier ganz hoch im Kurs, es gibt eine Miss für alles Mögliche und die weltweiten Miss-World- Miss-Universe und wie sie alle heißen bangen die ganze Nation vor die Glotze, ähnlich wie bei uns Stahlnetz oder diese Krimis mit Joachim Fuchsberger…ich komme jetzt grade nicht drauf und habe keine Lust nach zu sehen…
Es geht hier um eine grundlegende Charaktereigenschaft, die ich auch schon erwähnt hatte. Das Herausragen aus der Masse, das zur Schau stellen, sei es vom Körper oder anderen Dingen wie Stimme oder Mode oder was auch immer ist diesem Menschen hier ganz wichtig.

Christy, Kryshell und ich wollten dann essen gehen…weil wir keine Lust zu kochen hatten…heute bleibt die Küche kalt, heut gehen wir in… Chicken Adventure oder wie immer das heißen mag.
Alle, die dieses Thema schon kennen, bitte den folgenden Absatz überspringen.

Essen auf den Philippinen

Ich fange mal mit dem Guten an: Was sie sensationell Gutes haben ist Fisch, wie schon mehrfach erwähnt.
Was auch gut ist, sind Früchte und Gemüse, letzteres ist spotbillig.
Bei Fleisch geht es dann schon los.
Ich fragte Christy, was tut ein reicher Mann, von denen es durchaus einige hier in San Jose gibt, wenn er mal ein Filetsteak kaufen möchte. Sie sagte, er schickt jemand nach Iloilo (2 Stunden hin, zwei Stunden zurück), in San Jose hat der Reiche keine Chance an hochwertiges Fleisch zu kommen.
Generell ist die Qualität von sowohl Chicken, als auch Beef und Pork sehr schlecht. Wir essen es sehr selten.
Und dann die Restaurants…ich fragte Christy, wo gibt es ein Restaurant, wo die Reichen hingehen. Ich möchte dich dahin einladen…sie antwortete, das gibt es hier nicht. Die Reichen bleiben zu Hause und lassen sich von ihren Maids bekochen.
Wir waren heute in einem „Restaurant“, es war furchtbar…Ich haben dann tatsächlich bei MacDonalds gegessen.
Mein Freund Günter, der auch mit einer Philippina zusammen ist, berichtete mir aber, das es durchaus eine Hochküche gibt, allerdings beschränkt auf die oberen 10.000.
Also, selber kochen. In Thailand die Blättersamen kaufen und versuchen, diese hier hoch zu ziehen. Das Klima in Thailand ist doch anders als hier und es ist nicht so einfach. Christy hat deshalb im Garten auch dieses kleine Dach aufgebaut, um die Pflanzen vor der direkten Sonne zu schützen.
Gerichte: Fisch, Fisch Fisch und vegetarisch…kann ich mit leben.

Noch ein trauriges Thema: die arme Katze

Wir haben hier einen Kater, Meddi mit Namen. Meddi ist in die Jahre gekommen und will nicht mehr so richtig. Es liegt meist nur noch apatisch rum und döst vor sich hin.
Er ist hinter dem Kopf blank, kein Fell mehr und kratzt sich da auch. Auch beißt er sich ins Fell und leckt sich sehr lange. Ich habe dieses Tier gerne und er folgt mir auch überall hin.
Ich habe dann vorgeschlagen, ihn doch mal zu einem Tierarzt zu bringen und ihn untersuchen zu lassen.
Da schlug mit eine Welle von Fassungslosigkeit entgegen. Die Menschen hier sind so arm, dass wenn sie krank werden nicht zum Arzt gehen können und ich will ein niederes Wesen wie eine Katze zum Arzt bringen????
Irgendwie ist das der Gipfel der westlichen Dekadenz! Euch wird eben alles gegeben und ihr gebt euer Geld für Katzen aus!

Leute, es ist schon so. Wir leben in einer umsorgten Welt…sind wir krank, gehen wir zum Arzt, wenn es nötig ist auch zum Spezialisten. Zugegeben, ist man Kassenpatient, ist es suboptimal, aber als Privatpatient wird es uns doch vorne und hinten besorgt. Und der Notfall greift immer…
Hier nicht. Die Menschen sterben hier auf Grund den einfachsten Krankheiten, an denen bei uns keiner mehr stirbt, weil sie sich eine Behandlung nicht leisten können.

Als wir heute mit den Tüten vom MacDonalds Drive Thru hier zu Hause ankamen, hat Krychell davon erstmal Bilder gemacht, die sie sofort auf Instagram einstellte…ein besonderes Ereignis! Bei mir wäre es eher ein negatives Ereignis, was ich, wenn es in D passiert, eher lieber verschweigen möchte.
Ich frage mich, ob es mir je gelingen wird so zu denken, wie die Menschen hier. Ich habe Christy nach D eingeladen, damit sie sieht, wie wir so ticken. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass es gelingen kann. Wir sind zu fett, das wir uns eine echte Armut nicht vorstellen können und sie sind zu arm, dass sie den Reichtum, der bei uns herrscht nicht, begreifen. 20 € sind für mich als Rentner durchaus ein Betrag, über den ich nachdenke, aber wenn es sich nicht vermeiden lässt, bezahle. Hier ist es anders. Das ist hier sehr viel Geld.

Zu den Bildern: es sind die Handwerker zu sehen, das graue ist mein jetziges Auto und einige Bilder aus der Mall. Incl. dem Frass.

Die alte und die neue Martin Gitarre haben neue Saiten bekommen. Die alte fristet hier ihre Rentenzeit, klingt aber immer noch sensationell und hat sich sehr gefreut!

Stay tuned!