2020-05-28 San Jose

Hi,

selbst hier in meinem Gefängnis verfolge ich intensiv, was in D so alles passiert, aber natürlich auch worüber hier diskutiert wird.

Viele Diskussionen ähneln, die beiden Lager der Virologen und der Ökonomen bekriegen sich.

D war, als das Virus ausbrach, dafür, Einschränkungen hinzunehmen, das ging bis in Kreise der AFD…

Aber jetzt schreien doch viele nach „Öffnung“, die Wirtschaft muss „wieder in Schwung“ kommen.

Es werden hier Summen für Unterstützung genannt, bei denen man sich nur die Augen reiben kann…warum ist plötzlich soviel Geld da? Woher kommt es?

Nun, das sind Dinge, die ich nicht verstehe und jetzt auch nicht hinterfragen will. Dafür gibt es Maybritts, Annes, Franks und viele andere.

Ich möchte jetzt auch kein Politiker sein. Ich möchte mal das Bild einer Vogelmutter bemühen, die mit einem Wurm im Schnabel zum Nest zurückkehrt, wo sich ihr hungrige kleine Schnäbel entgegen strecken. Wer hat den meisten Hunger, wer schreit am lautesten..

Hier in den Phils gibt es ähnliche Diskussionen. Die Virologen haben das Problem, das es hier in den Metropolen eine deutlich höhere Bevölkerungsdichte gibt.

Schaut man sich diese mal an, so sind die Phils und Deutschland generell gar nicht so weit auseinander:

Philippinen

Größe: 300.000 qkm, Einwohner: 106,7 Mill., Dichte: 355 E. / qkm

Deutschland:

Größe: 357.580 qkm, Einwohner: 82,9 Mill., Dichte 232 E. / qkm

Als extrem sei Singapur genannt mit 7.800 E / qkm

Schaut man sich aber Manila an, so ergeben sich ganz andere Zahlen:

Metro Manila (Großraum) umfasst 636 km². 2005 lebten dort 10,68 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Die Bevölkerungsdichte lag bei 16.792 Menschen pro Quadratkilometer.
Manila Stadt hingegen umfasst „nur“ 38 km². 2000 lebten dort 1,58 Millionen Menschen. Damit lag die Bevölkerungsdichte bei 41.578 Menschen pro Quadratkilometer.

https://www.bpb.de/internationales/weltweit/megastaedte/64611/manila?p=2

Zum Vergleich Berlin mit 4.087 E. / qkm

 

Am Dienstag haben die 17 Bürgermeister aus dem Großraum Manila beschlossen, die Quarantäne Maßnahmen von MECQ („modified enhanced community quarantine“) auf GCQ („general community quarantine“) zu senken.

Allerdings mit der Auflage, das keine Busse und Jeepnews (das sind diese offenen Wagen, die noch aus den US-Militär Zeit stammen, in denen die Menschen wie die Ölsardinen gequetscht sitzen.) fahren dürfen.

Das bringt jetzt die Ökonomen auf den Plan: wenn die Menschen nicht zur Arbeit kommen, werden ca. 280.000 ihren Job verlieren. Dazu kommen ca. 107.000 Angestellte in den Transportunternehmen, die ebenfalls dann ohne Arbeit sind.

Und ohne Arbeit hier heißt, nix mehr! No job, no money. Die Leute sind auf die Transportmittel angewiesen, 88 % der Haushalte hat kein Auto, viele noch nicht mal ein Fahrrad.

Wenn der längste Lockdown der Welt weiter anhält, werden immer mehr an Hunger sterben. Welchen Tod soll man nun sterben? Virus oder Hunger? Was ist humaner? Beides nichts unbedingt, was man sich für den Abgang wünscht…

 

Mal sehen, wie das weiter geht.

Leider ist unser Dach etwas undicht. Der Architektin, die das hier koordiniert hat, möchte ich jetzt einen kräftiger Arschtritt verpassen.

Auf jeden Fall muss da Dach repariert werden. Christy hatte das Problem längere Zeit weggelächlt, aber jetzt soll es, vor der Regenzeit, was werden.

Ein junger (hoffentlich kompetenter) Mann aus der Nachbarschaft wurde angeheuert und der soll es jetzt richten. Doch da tauchte schon das erste Problem auf…Christy hat ihm erklärt, wie das Dach konstruiert ist (es ist wohl Wellblech und eine Drainage an den Seiten. Das Regenwasser wird dann über ein Rohr ins Meer geleitet. Das Dach ist nach innen verlagert, damit der Typhoon keine Angriffsfläche hat.). Er wolle es sich ansehen, nur, wie sollte er da hoch kommen?

Eine Leiter muss her…hat er aber nicht. Also ist Christ mit dem Roller durch San Jose gefahren und hat 3 Bambusstangen für 500 Pesos (ca. 8,50 €) gekauft, die ein Tuktuk dann zu dem Nachbarn transportierte.

Der hat sich daraus dann gestern die Leiter gebastelt (siehe Bild).

Für einen Gesamtpreis von ca. 90 € (incl. Material) werden dann 3-4 Mann 3 Tage lang arbeiten. Ich denke mal, Christy wird aber für die Männer kochen müssen.

Es soll auch ein Netz über die Drainage gespannt werden, um zu verhindern, das Blätter das Rohr verstopfen.

 

Ich werde versuchen, ein Bild vorher und nachher zu machen.

  1. Welt…

Stay gesund!