Hi,
heute war ein schöner Tag, nicht nur des Wetters wegen.
Am Abend hatten wir junge Gäste eingeladen und getreu deutschgeprägtem Denkens schlug ich vor, eine Pizza zu machen, doch dazu mehr später.
Nach den Frühstück war geplant, den Teig zu zubereiten. Da ging es dann schon los…Wieviel Hefe auf wieviel Gramm Mehl? In deutschen Rezepten und VT-Video ist immer von einem Tütchen die Rede…ihr wißt schon, die man in der Backabteilung im Supermarkt erstehen kann.
Hier gibt es nur so kleine Tüten, die unterschiedlich groß sind…feine Waagen, die nach dem Dreisatz berechnen ließe, für wieviel Mehl sie gut sind, gibt es nicht…lange Diskussionen mit Christy über das Verhältnis von Mehl und Hefe…
Also rein damit, in der Hoffnung es passt schon…dann 10 Min. kneten, mit Hand! Ein gemeinsames, schweißtreibendes Erlebnis!
Dann ruhte der Teig und wir stiegen auf die Bikes für einen Kurztrip. Eine wunderschöne Strecke, die ich noch nie gefahren bin, vorbei an endlosen Reisfeldern, Kokospalmen und die Berge im Hintergund..es ist einfach wunderschön hier!
Auf der Rückfahrt wieder Halt im Sibalom bei 7/11 und…wer ahnt es…?
Es war Di und Markttag. wir genossen unser Eis hinter einem Marktstand mit Handwerkprodukten. Sehr schöne Sachen dabei, wirklich handgemacht und nicht aus China oder aus Plastik.
Z.B. diese länglichen Objekte, die aussehen wie Flaschen sind Fischreusen. Sie werden in Flüsse gesetzt und die blöden Fische schwimmen rein und weil sie nicht rückwärts schwimmen können, bleiben sie gefangen und schlußendlich gegessen. Dann hing da ein Korb, der dazu dient, die Speisen, die auf dem Tisch stehen, vor Fliegen und allerlei Ungeziefer zu schützen. In die eckigen Körbe werden Hühner gesetzt, damit sie dort ihre Eier legen.
Die flachen Körbe dienen dazu, Reis vom Spreu zu trennen und ein Bügelbrett aus Holz gibt es auch…
Auf diesen großen Matten schlafen vor allen ältere Leute, sie mein es wäre besser, als eine Matraze…
Aber alles Handwerk! Toll!
Dann joch ein kurzer Stopp am Markt, es fehlte noch Oregano, für Pizza ein Muß, so dachte ich zumindest.
Und dann ging es an die Pizzen…Christel, Isabell und Christine waren geladen, letztere ist noch sehr jung und musste erstmal ihre Scheu von diesem großen weißen Mann überwinden…für sie bin ich schon ein Alien, vor dem man erstmal Respekt hat.
Isabell ist da anders, sie weiß ich mag sie und sie kann mich schon um ihren Fínger wickeln…
Es gab also Pizza…Ich fand, sie ist gut gelungen, zwar etwas hart, aber lecker. Nur mit Oregano sollte ich vorsichtig sein…grrr.
Ich will nicht sagen alle, aber die meisten deutschen Kinder säßen 1 Min später mit vollen Hamsterbacken am Tisch.
Nicht so hier…Die Tomaten und die Champignons wurden ausgelagert…ich fragte mich warum in aller Welt essen sie kein Gemüse?
Man muss dafür vielleicht etwas mehr in die Tiefe gehen. Ich habe zwei Kinder groß gezogen und bei uns gab es die Regel, es wird gegessen, was auf dem Tisch ist. Propellereltern würden jetzt sagen, auch du armes, liebes Kind, das magst du nicht, dann mache dir rasch etwas anderes… Aus meiner Sicht völlig falsch…und meine Kinder sind mir heute dankbar dafür!
Wenn ich heute mein Essen plane, gehe ich danach vor, was gab es an den letzten Tagen, was esse ich gerne, was ist gut für mich und natürlich auch, was kann ich mir leisten. Ich bin nicht arm, aber jeden zweiten Tag Rinderfilet muss ja auch nicht sein.
Also ein Plan geprägt von meinen Bedürnissen und Vorlieben: ich gehe dabei auch davon aus, das es eigentlich immer alles gibt.
Hier ist das anders. Die meisten Menschen hier sind arm und die Lebensmittelpreise steigen ständig. Sie gehen also nach dem Prinzip vor: was kann ich mir leisten und was hält sich besser.
Und wie Christy mir heute erklärte, ist das vor allem Fleisch. Ein Chicken Adobo, das Nationalgericht, hält sich länger als Gemüse und Fleisch, aber eher Fleisch mit geringer Qualtilät, ist billiger als Gemüse.
Also kommt in meist armen Haushalten eher Fleisch auf den Tisch, zusammen mit Klebreis, der wirklich sättigt.
Und was die Eltern auf den Tisch legen, essen die Kinder und deshalb…ich hoffe, ihr könnt die logische Schlussfolgerung nachvollziehen, ist es warum Isabell nicht gerne Tomaten isst.
Wieder so ein Thema, wo ich das „Deutschdenken“ vorgeschoben habe, ohne die Hintergründe zu kennen. Ob ich das je ablegen werde? Ich weiß es nicht.
Und auch ist das Thema natürlich umweltpolitisch relevant. Aber da kann Greta fordern was sie will, das interessiert hier keinen. Ich will damit nicht sagen ,das es Unsinn ist, was die Klimabewegten fordern, nur es muss eben für arme Menschen auch umsetzbar sein, sonst geht es denen am A..vorbei. Die interessiert hier, was es heute zu essen gibt, ggf. noch morgen, aber das sie in 10 Jahren wegen Klimatastrophen an vielen Orten hier nicht mehr werden leben können, verstehn sie nicht.
Zum Nachtisch gab es Eis, ich hatte da ein kleines Rätsel vorbereitet…wie heißt der schnellste Zug in Deutschland?
Aber alle waren zufrieden, was gibt es schöneres als lachende Kinderaugen…
Dann noch mein neues T-Shirt, mein Gesicht ist noch entstellt…schick gell?
Stay tuned!